Neopren oder Nadelstreifen, Marco Lufen? - das deutsche Freestyle-Ass im Interview

Das deutsche Freestyle-Ass im InterviewNeopren oder Nadelstreifen, Marco Lufen?

Entscheidet man sich für eine Freestyle-Karriere, setzt man alles auf Rot. Bei gerade einmal zwei World Cups pro Jahr erinnert diese manchmal an Russisch Roulette. Marco Lufen kennt das Gefühl, dass es gleich vorbei sein kann - und blickte bereits im echten Leben in den Lauf einer Waffe.

von Fritz Lüders
Wenn Marco Lufen irgendwo mit seiner lockigen Mähne und dem verschmitzten Lächeln auftritt, sind ein paar Lacher meistens nicht fern. Der 23-jährige Freestyler ist auf der Tour beliebt, stets gut gelaunt und inzwischen den Schuhen des Talentstatus entwachsen. Als bodenständiger Spitzensportler kennt er zudem die Licht- und Schattenseiten des Profi-Windsurfens nur zu gut. So konnte er bereits die schönsten Ecken der Welt bereisen, machte aber auch Nahtoderfahrungen. Im Gespräch mit WINDSURFERS berichtet Marco Lufen über die Pros und Cons einer Freestyle-Karriere.
Neopren oder Nadelstreifen, Marco Lufen? - das deutsche Freestyle-Ass im Interview
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Für Außenstehende wirken neuartige Freestylemoves häufig nicht nachvollziehbar. Ist dir sofort klar, was man für das jeweilige Manöver machen muss?
Also meistens kann man sich sehr schnell vorstellen, worum es eigentlich geht. Viele Manöverkreationen sind Kombinationen aus zwei oder drei Moves, die man einzeln hoffentlich kann (lacht)! Für Außenstehende sind viele der Tricks von anderen Extremsportarten wie Snowboarden auch nicht gleich nachvollziehbar. Nur wer in der Materie drin ist, kann sich auch letztendlich was drunter vorstellen.

Der Otto Normalverbraucher benötigt für die Air Jibe ein halbes Leben. Wie schnell lernst du die neuesten Moves?
Das ist von Manöver zu Manöver unterschiedlich. Ich habe beispielsweise für einen Shaka ein ganzes Jahr geübt, einen Flaka stand ich wiederum bereits nach vier Tagen. Man kann das pauschal nicht genau sagen, da viele Faktoren eine Rolle spielen wie zum Beispiel Windstärke, Flachwasser, Temperatur, Segelgröße oder Finnen.
Neopren oder Nadelstreifen, Marco Lufen? - das deutsche Freestyle-Ass im Interview
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Neopren oder Nadelstreifen, Marco Lufen? - das deutsche Freestyle-Ass im Interview
Denkst du manchmal "Och nö, jetzt muss ich das auch noch lernen!", wenn zum Beispiel die Bonaire-Jungs einen weiteren, noch größeren, noch krasseren Trick kreieren?
Ja, definitiv. Die Bonaire-Boys sind zurzeit aber ein bisschen auf Stand-By was neue Tricks angeht. Eher könnte ich Balz Müller manchmal die Gurgel umdrehen, wenn der wieder ein neues Gerät raushaut, wo man sich potenziell bei einer falschen Landung alle Knochen brechen könnte (lacht).

Das Niveau im Freestyle steigt ins Unermessliche, während die Anzahl der World Cups, und somit die Gewinnchance, sinkt. Wie kommt man heutzutage eigentlich noch guten Gewissens auf die Idee, Freestyle-Profi zu werden?
Ich denke, dass es einfach die Passion für den Sport ist, die einen immer weiter antreibt, neue Manöverkreationen zu lernen. Die Tatsache, dass es Jahr für Jahr weniger Freestyle-Tourstops gibt, ist dabei natürlich nicht gerade motivierend. Es ist schade, da es einfach eine echt geile Disziplin ist, die dem Sport ein junges und attraktives Gesicht verleiht. Wenn man sieht, wie die Zuschauer staunen, dann ist das einfach der Hammer.

Hoffentlich gibt es in der Zukunft wieder mehr Events, damit wir wieder "echte Profis" sehen. Man kann nämlich nicht alle Freestyle-Fahrer als solche kategorisieren. Guckt man sich beispielsweise einen Balz Müller an, der eigentlich von Beruf Gärtner ist, kann man da meiner Meinung nach nicht Profi zu sagen, denn er finanziert sich durch seinen Beruf seine Leidenschaft.

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