Madagaskar - Leon Jamaer und Thomas Traversa erkunden den afrikanischen Inselstaat

Leon Jamaer und Thomas Traversa erkunden den afrikanischen InselstaatWindsurfparadies Madagaskar

Perfekte Wellen und traumhafte Windsurfbedingungen - Leon Jamaer und Thomas Traversa rocken auf Madagaskar.

von Leon Jamaer
Gilles Calvet hat die Entdeckungsreise noch vor Augen, als wäre er erst gestern von ihr zurückgekehrt - dabei liegt sie schon fast ein viertel Jahrhundert zurück. Im Jahre 1992 führt es den jungen Franzosen und zwei seiner Landsleute in die Süden Madagaskars. Eine üppige Wind- und Wellenstatistik für die Monate von April bis Oktober lassen keine Zweifel zu: irgendwo hier müsse es erstklassige Spots geben. Etwa eine Woche lang verweilen sie in Fort Dauphin, surfen, windsurfen und kommen mit einer der einflussreichsten Familien Madagaskars in Kontakt. Beim gemeinsamen Abendessen ist ein Muschelfischer der Südküste anwesend. Er sagt, direkt vor seinem Heimatort befindet sich eine Welle, welche die Abenteurer interessieren könne. Der Wind streiche die Wasserberge, die sich an einer Riffkante sauber aufreihen, glatt und treibe die Gischt weit zurück aufs Meer hinaus. Fünf Tage dauert es, bis sie, mit reichlich Unterstützung der dazu gewonnen Kontakte, für die Expedition alles zusammen haben. Mit zwei 4x4 Jeeps, beladen mit Wasser, Nahrung, Zelten und natürlich Windsurf Equipment brechen sie Richtung Süden auf und bahnen sich ihren Weg durch die widerspenstige Vegetation. Am zweiten Tag erreichen sie Lavanono. „Ein Treffer ins Schwarze!“, wie Gilles berichtet, „wir waren allesamt überwältigt von diesem Ort!“.
Madagaskar - Leon Jamaer und Thomas Traversa erkunden den afrikanischen Inselstaat
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Solche Entdeckungen sind heutzutage rar geworden. Der Globus wurde in den letzten Jahrzehnten genaustens unter die Lupe genommen und jeder noch so abgelegene Zipfel bereist. Von Kamtschatka bis West-Afrika, von Island bis Patagonien - kaum ein Strand, eine Bucht oder Felsnase wurde nicht kartographiert und irgendwo im globalen Spotregister namens Internet vermerkt. Gilles gibt zu, es gäbe nur noch wenige von Surfern unentdeckte Orte auf dieser Welt. Doch genauso selten sieht er bei Reisenden überhaupt noch den Drang neue Reviere zu finden. „In 95 Prozent der Fälle, wenn ich mit Profisurfern eine Fotoreise plane, lautet die erste Frage: Wie weit ist es vom Flughafen bis zum Spot und die zweite Frage: An wie vielen Tagen die Woche komme man aufs Wasser?“ Er hat recht. Nicht selten habe ich selber stundenlang pro und contra abgewogen bevor ich eine Spot-Entscheidung getroffen habe. Die Möglichkeiten sind endlos. Wind von links oder rechts, Hotel oder Bungalow, leicht ablandigen oder lieber konstanten auflandigen Wind, große Wellen, kleine Wellen, mit oder ohne Neoprenanzug, mit dem Auto zu erreichen oder auf einem anderen Kontinent, sind einige der Fragen, die einem durch den Kopf schnellen.
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Sind eine Handvoll Spots in der engeren Auswahl geht es mit intensiver Recherche von Fachmagazinen und Internet weiter. Bilder, Videos und Reiseberichte werden angesehen und gelesen, Freunde, die schon einmal dort warten, interviewt. Ins Ungewisse bricht kaum noch jemand auf. Die Zeit der Entdecker scheint verflogen zu sein und damit auch das berauschende Gefühl, das Gilles und seine Freunde damals beim ersten Anblick der Welle von Lavanono im Bauch spürten.

Im Frühjahr bekomme ich einen Anruf vom Gilles Calvet, den ich bei einem Wettkampf auf La Reunion vor einigen Jahren kennen gelernt hatte. Der meist gut gelaunte Querkopf, der lieber selber aufs Wasser geht anstatt Bilder zu machen ist mir nicht aus dem Kopf gegangen. Er plane eine Reise in den Süden Madagaskars. Dort gäbe es eine Welle, die er vor vielen Jahren gefunden habe und fragt, ob ich mitkommen möchte. Ich grüble, frage instinktiv nach der Anreise und erhalte „lang und umständlich“ als Antwort. Ich bin zu sehr in Gedanken vertieft, als das ich sein Zähneknirschen am anderen Ende der Leitung bemerken würde. Dann rieche ich meine Chance auf ein anständiges, wenn auch Secondhand-, Entdecker-Abenteuer und sage zu.

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