Leon Jamaer berichtet aus Marokko

Leon Jamaer berichtet aus MarokkoZwischen Al Qaida und Aladdin

In Marokko besteht für Staatsangehörige westlicher Staaten ein erhöhtes Sicherheitsrisiko. Leon Jamaer hat sich darüber hinweg gesetzt und rät uns, gleiches zu zu tun.

von Leon Jamaer
„Für Staatsangehörige westlicher Staaten besteht ein erhöhtes Anschlags- und Entführungsrisiko (...) so besteht ein Risiko terroristischer Anschläge mit islamistischem Hintergrund, die insbesondere auf ausländische Staatsangehörige abzielen können.“ Auch „Aktionen der terroristisch aktiven Al Qaida im islamischen Maghreb auf marokkanischem Gebiet können nicht ausgeschlossen werden.“ Die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts zur Lage in Marokko klingen alarmierend.

Vor wenigen Tagen zog ich noch mit Freunden und 11.000 anderen durch die Straßen von Kiel, um ein Zeichen für kulturelle Vielfalt zu setzen. Nun gilt es, auch aus der Sicht eines Windsurfers, über den Tellerrand des Abendlandes zu blicken, denke ich mir und tue so, als hätte ich die Zeilen des Auswärtigen Amtes nie wahrgenommen.
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Ich sitze im Flugzeug nach Marokko, offiziell al-Mamlaka al-Maghribiya genannt, was übersetzt „das Land des Sonnenuntergangs“ bedeutet. Wäre ich vor wenigen Tagen noch gegen die Islamisierung des Abendlandes marschiert, dann wäre ich spätestens jetzt verwirrt. Nach einer mehrstündigen Autofahrt vom Flughafen in Marrakesch bis an die marokkanische Küste macht für mich jedoch alles Sinn. Die rote Kugel versinkt am Horizont im Kaffee-braunen Ozean. Mein Worldcup Kollege Boujmaa Guillol begrüßt mich freudig und überrascht mit den Worten: „how did you find my house?“. Er hatte mir lediglich verraten, dass er in Moulay Bouzerktoun, einem winzigen Fischerdorf nördlich von Essaouira, wohnt. Zwar hatte ich mit einer detaillierten Landkarte vorgesorgt, jedoch existierten die eingezeichneten Straßen zum Teil nicht mehr oder waren so zerklüftet, dass meine deutschen Reifen bereits an der vorletzten Kreuzung halt gemacht hätten. „You even took the shortcut. Without a 4x4 - noway!“
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Leon Jamaer berichtet aus Marokko
Als auch die Balken der Tankanzeige hinter dem Horizont zu verschwinden drohten,hatten meine Freundin und ich uns bereits mit einer Nacht im Dacia abgefunden. Unser Glück jedoch, dass das marokkanische Nachtleben nicht in Clubs oder Bars stattfindet, sondern mitten auf der Straße.An den verlassensten Abzweigungen tauchten zwischen Büschen und Sträucher Menschen auf und halfen bei der Suche.Heute Nacht will uns niemand verschleppen und wir werden trotzt geringer Schnittmenge im Sprachwirrwarr direkt vor Boujmaas Haustür geführt.

Der nächste Tag beginnt früh, denn unser Gastgeber sagt, ein Spot einige Autostunden südlich seiner Heimat wird windig und vor allem wellig sein. Ein Spot, an dem er laut eigener Aussage noch nie in einem Stück zurück zum Land gekehrt ist. Ich bin gespannt, während ich versuche seinem schwarzen Pickup durch die struppig-karge Küstenlandschaft Marokkos zu folgen.

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