PWA Mercedes-Benz World Cup Sylt 2019: Traversa und Vrieswjik triumphieren

PWA Mercedes-Benz World Cup Sylt 2019Ein Wahnsinnstag auf Sylt: Traversa und Vrieswjik triumphieren

Traversa gewinnt im Wave nach der Single auch die Double Elimination, Vrieswjik die Single Elimination im Freestyle. Philip Köster ist die neue Nummer 1 in der Welle.

von Ingo Meyer
Der vierte Tag des Mercedes-Benz Windsurf World Cup auf Sylt 2019 war ein Fall für Frühaufsteher: bereits um 8 Uhr morgens wurden die Männer in die Wellen geschickt, um die Single Elimination zu Ende zu fahren. Wie erwartet gab es dafür einen amtlichen Sturm, bei Böen von fast 40 kn konnte Philip Köster mit seinem Double Fowards Jaeger Stone eliminieren und bis ins Finale der Single fahren. Dort bekam er es mit Thomas Traversa zu tun, der Victor Fernández aus dem Weg geräumt hatte. Es war also das legitime Finale des besten Springers Köster gegen den Magier in Welle aus Frankreich. Und das tatsächlich mit dem besseren Ende für Traversa: denn der Franzose konnte schnell zwei exzellente Wellen mit 15 Punkten finden, auf denen er seine Cutbacks wie die Butter auf dem Croissant unterbrachte. Das konnte er noch mit einem soliden Backloop abrunden, sodass Köster dem wenig entgegenzusetzen hatte. Das Losers Final gewann Victor Fernández gegen Antoine Martin, sodass weitere Titelspannung zwischen Fernández und Köster für die Double vorprogrammiert schien.

Die Double Elimination startete direkt im Anschluss, hier konnten vor allem Klaas Voget und Leon Jamaer schnell punkten. Beide hatten nach enttäuschenden Resultaten in der Single Elimination merklich etwas gut zum achen. Veteran Voget siegte gegen Liam Dunkerbeck, dessen Auftritt als Wildcard damit eher als Marketingaktion einzuschätzen ist. Dunki Junior hatte erneut seine liebe Müh mit den Sylter Verhältnissen, die aber fairerweise alles andere als einfach waren. Der Kieler Jamaer konnte sich hauchdünn gegen Freestyle-Weltmeister Gollito Estredo durchsetzen, was zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Kieler führte. In einem spannenden Duell hatte letztlich Klaas Voget die Nase vorn. Er konnte in letzter Sekunde noch eine Welle mit 6,38 Punkten scoren und so die Kieler Stadtmeisterschaft unter Dach und Fach bringen. In der nächsten Runde jedoch musste auch Voget alle Gedanken an ein großartiges Comeback begraben und sich Adam Lewis geschlagen geben. Damit war Voget der (außer Köster) am weitesten gekommene Deutsche, denn auch Moritz Mauch (gegen Voget), Alessio Stillrich, Dany Bruch und Julian Salmonn verabschiedeten sich spätestens in Runde 3 der Double. Die These vom Heimvorteil am Brandenburger Strand scheint also endgültig widerlegt.

Mit Voget gemeinsam verabschiedete sich etwas überraschend der WM-Führende Ricardo Campello endgültig aus einem Contest, in dem er nie wirklich ankam. Zwar fuhr Ricardo heute zumindest gut und konnte immerhin 19 Punkte sammeln, sein Gegner Brawzinho aber war nicht nur für den Venezolaner heute ein zu starker Gegner: Auch Europameister Marc Paré konnte dem sauberen Double Backloop von Browne, der ihm trotz Erkältung eine wichtige Stütze auf dem langen Weg durch die Double war, nicht standhalten. Campello muss somit ein enttäuschendes Resultat verarbeiten und auf Maui auf Patzer der Konkurrenz hoffen, wenn es mit dem Titel noch etwas werden soll. Auch Titelaspirant Jaeger Stone musste früh die Segel streichen, weil Adam Lewis besser mit den Bedingungen zurechtkam.
PWA Mercedes-Benz World Cup Sylt 2019: Traversa und Vrieswjik triumphieren
PWA Mercedes-Benz World Cup Sylt 2019: Traversa und Vrieswjik triumphieren
PWA Mercedes-Benz World Cup Sylt 2019: Traversa und Vrieswjik triumphieren
Nachdem die Flut und der auflandige Wind für immer schwierigere Bedingungen in den Wellen vor dem Brandenburger Strand sorgten, wurde dann der Freestyle-Contest ins Wasser geschickt. Mit den Wellen als perfekten Startrampen bei mehr als genug Wind mussten die Fahrer kämpfen, um ihre Manöver fahren zu können. Doch das gelang ihnen teils spektakulär! Mit dem Einstieg in Runde 2 der Single (ohne deutsche Beteiligung) war direkt das Rennen um den WM-Titel eröffnet. Das lieferte prompt eine irrsinnige Wendung: Die beiden Weltranglistenführenden Yentel Caers und Youp Schmit verloren beide ihre Heats überraschenderweise in Runde 2! So öffnete sich das Fenster für Amado Vrieswijk und Steven van Broeckhoven, deren kleine Chance auf einmal greifbar schien. Caers wurde Opfer von Balz Müller, der außer Rand und Band schien und unter Anderem einen perfekten Shifty auf dem verblasenen Sylter Wasser zündete. Schmitt dagegen schien nach seiner Knieverletzung doch noch nicht ganz so fit wie erhofft. Er war gegen Dieter van der Eyken, der in den Bedingungen aufblühte, schnell hoffnungslos im Rückstand.

Amado und Steven schien ihre unverhoffte Gelegenheit auf den Titel zu beflügeln, sie waren beide souverän im Feld unterwegs, Amado beispielsweise landete mit 25.2 Punkten den höchsten jemals gewerteten Double Air Culo. Wenn auch tricky, so blieb doch der Sylter Wind die große Konstante, der weiterhin für reichlich Action sorgte. Letztlich kam es, wie jeder Dramaturg es geschrieben hätte: im Finale der Single standen sich Amado und Steven gegenüber. Doch Spannung gab es in diesem Duell wenig, denn Amado baute mit seinem Shifty Shaka und dem Air Kabikuchi einen großen Vorsprung auf, den van Broeckhoven nicht mehr aufholen konnte. Somit ist jetzt Amado in der Pole-Position für den Titel, den er sich mit einem Sieg in der Double holen kann, falls Youp und Yentel nicht besser als Platz 6 abschneiden. Dramatik ist also für die Double garantiert! Hoffentlich ist es dann Mittwoch bei gutem Wind soweit und in Westerland werden die ersten Weltmeister gekürt.

Freestyle Single Ergebnisse
1. Amado Vrieswijk (NB-20)
2. Steven van Broeckhoven (B-72)
3. Adrien Bosson (F-296)
4. Dieter van der Eyken (B-35)
PWA Mercedes-Benz World Cup Sylt 2019: Traversa und Vrieswjik triumphieren
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An einem endlosen Contesttag waren als nächstes die Wave-Damen an der Reihe: Iballa Ruano Moreno hatte nach ihrer misslungenen Performance gegen Maaike Huvermann in der Single einiges aufzuholen, schließlich will die Spanierin traditionell ein Wort bei der Titelvergabe mitreden. Erst schlug Iballa Alexia Kiefer Quintana, die jüngste Teilnehmerin scheiterte am heftigen Shorebreak, dann waren Hunter und Wahl den zuverlässigen Frontloops von Iballa nicht gewachsen. Steffi Wahl landete damit auf einem guten sechsten Platz, mit dem sie besonders bei den schwierigen Bedingungen sehr zufrieden sein kann. Iballa hatte dann gegen Maaike Huvermann die große Chance auf eine Revanche, doch die Rechnung hatte sie ohne die Niederländerin gemacht: in einem knappen Duell konnte Maaike in letzter Sekunde noch einen Turn in der Welle für sage und schreibe 1.5 Punkte unterbringen, die ihr zum Weiterkommen reichten. Das beflügelte die PWA-Co-Kommentatorin offenbar, denn auch Lina Erpenstein und Justyna Sniady konnten Maaike nicht stoppen, auf deren Frontloop weiterhin Verlass war. Gegen Lina kam zudem ihr bislang erst zweiter gestandener Backloop dazu, sodass die Kielerin sich mit Platz 4 begnügen muss, nichtsdestotrotz ein gutes Resultat. Im Finale der Damen allerdings war auch Huvermann chancenlos, denn eine ausgeruhte Sarah-Quita schlägt momentan niemand. SQO war vor allem mit zwei soliden Down-the-Line-Wellenritten enteilt und konnte dem Triumph einigermaßen entspannt entgegensegeln. Sie übernimmt damit Platz 1 in der Weltrangliste vor dem letzten Stopp auf Maui und hat beste Chancen, in 2019 endlich den ersten Wave-Titel mit nach Aruba zu nehmen.

Women Wave Double Ergebnisse
1. Sarah-Quita Offringa (ARU-91)
2. Maaike Huvermann (NED-108)
3. Justyna Sniady (POL-1111)
4. Lina Erpenstein (G-423)
6. Steffi Wahl (G-303)

Der endlose Montag allerdings war immer noch nicht vorbei. Auch die Men Double wurde tatsächlich zu Ende gebracht und hatte eine alles überstrahlende Figur: Marcilio Browne! Als hätte er seine Erkältung mal eben vergessen, war Brawzinhos Double Forward heute eine Waffe, mit der er reihenweise Weltklasse-Surfer aus dem Contest warf. Egal ob sie Ricardo Campello, Adam Lewis, Antoine Martin oder Victor Fernández hießen, Brawzinho machte sie alle souverän dem Erdboden gleich. Damit war auch klar: Philip Köster fährt als neue Nummer 1 nach Ho'okipa! Die lange Pause nutzte Köster zwar zu einem ausgiebigen Mittagsschlaf, doch als er wieder ins Wasser musste, hatte auch der wohl beste Windsufer in der Welle seine Schwierigkeiten, nach draußen zu kommen. So fehlte ihm am Ende eine gute Welle, um Browne doch noch zu schlagen, aber der war schlicht nicht aufzuhalten. Und fast hatte Browne auch das Finale gegen Traversa schon auf seine Seite gezogen, doch dann hatte die Regattaleitung doch noch ein Veto einzulegen und re-startete das Finale mit noch drei Minuten auf der Uhr. Und der Re-Start war wieder Traversa-Time! Nachdem er im ersten Versuch noch zurücklag, schien der Frenchman den Weckruf gebraucht zu haben. Jetzt lag ihm die Welle wieder zu Füßen und schon nach nicht einmal der Hälfte der Zeit war die Entscheidung gefallen: Traversa ist und bleibt der König von Westerland! Nach seiner Titelverteidigung auf Sylt war der Franzose euphorisch und glücklich mit dem Tagesverlauf: „Ich bin super glücklich, dass ich hier wieder gewinnen konnte!“

Men Wave Double Ergebnisse
1. Thomas Traversa (FRA-3)
2. Marcilio Browne (BRA-105)
3. Philip Köster (G-44)
4. Victor Fernández (E-42)
9. Klaas Voget (G-4)
13. Leon Jamaer (G-208)
13. Alession Stillrich (G-95)
17. Julian Salmonn (G-901)
17. Moritz Mauch (G-103)
25. Dany Bruch (G-1181)

Somit stehen, nach einem echten Marathontag, an den nächsten Tagen die WM-Entscheidungen in Freestyle und auf dem Foil an.

Hier noch die Highlights dieses unfassbaren Tages in Bewegtbildern:



Also in diesem Sinne: Stay tuned!

P.S. Mehr Bilder folgen.

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