Helge Wilkens - „Wenn's läuft, hört man nicht auf.“

„Wenn's läuft, hört man nicht auf.“Helge Wilkens

Nach einem Vierteljahrhundert beim DWC gibt Helge Wilkens jetzt sein Karriereende bekannt. Im WINDSURFERS-Interview zieht der 44-Jährige Bilanz.

von Fritz Lüders
Als der Hannoveraner Helge Wilkens seine ersten nationalen Windsurfevents mitfuhr, endete gerade der Kalte Krieg, Deutschland feierte die Wiedervereinigung und Andi Brehme überlistete Argentiniens Elfmeterkiller Goycochea im WM-Finale. Gerade an den Frisuren der Weltmeisterelf kann man gut ausmachen, wie lange diese Zeit zurückliegt. Seit 1990 änderte sich jedoch nicht nur die Haarpracht der Bundesbürger. Auch der Deutsche Windsurf Cup durchlebte Höhen und Tiefen. Ein vorher boomender Sport geriet plötzlich in seine Krisenjahre.
Helge Wilkens - „Wenn's läuft, hört man nicht auf.“
Helge Wilkens - „Wenn's läuft, hört man nicht auf.“
Helge Wilkens - „Wenn's läuft, hört man nicht auf.“
Der junge Bernd Flessner wurde kurz darauf zur größten deutschen Hoffnung und brachte dem Sport wieder etwas mediale Aufmerksamkeit. In seinem Schatten räumte noch ein zweiter Protagonist reichlich Trophäen ab: Helge Wilkens. Der sympathische 1,90-Hüne mauserte sich in den vergangenen 25 Jahren zu einer absoluten DWC-Legende und erlebte fast alles mit, was in der deutschen Surfszene vonstatten ging. 2016 gab der nun Mitte Vierzigjährige nach unzähligen Podiumsplätzen, Pokalen und Erfolgen seinen Rücktritt bekannt. Im Interview spricht GER-63 über seine Beweggründe, sein Verhältnis zu Flessi und die großen Unterschiede zu früher.

Ein Vierteljahrhundert Wettkampfsport ist auf den ersten Blick eine verdammt lange Zeit. Was hat dich an den Contests fasziniert, dass du so lange mitgemacht hast?
Mit 20 habe ich damals gesagt, mit 30 ist Schluss. Mit 30 sagte ich, mit 40 ist Schluss. Mit 40 hielt ich dann meine Klappe. Und zack war ein Vierteljahrhundert rum. Schlussendlich war ich die letzten 15 Jahre immer vorne in der Rangliste und konnte auch viele Rennen gewinnen. Wenn's läuft, hört man nicht auf.

Mit 44 Jahren könntest du körperlich wahrscheinlich noch ein paar Jahre auf der Tour mithalten. Was sind also deine Beweggründe, mit den Wettkämpfen aufzuhören, und wann hast du den Entschluss gefasst?
Die endgültige Entscheidung kam relativ schleichend. Als ich mein Material für die erste Regatta der Saison auf Sylt einpackte und wusste, dass die Temperaturen zum Teil unter zehn Grad liegen werden, bekam ich fast Depressionen. Auch das gefühlt hundertste Mal auf die Insel zu fahren, löste ein Unwohlsein in mir aus. Diese mangelnde Motivation zog sich dann nahezu durch die gesamte Saison. Die Podiumsplätze blieben aus und zur Mitte des Jahres stand mein Entschluss dann eigentlich so gut wie fest.
Helge Wilkens - „Wenn's läuft, hört man nicht auf.“
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Helge Wilkens - „Wenn's läuft, hört man nicht auf.“
Bei Reise-, Materialkosten und kaum Preisgeld war es bestimmt häufig schwierig, sich voll auf die Events zu fokussieren. Wie hast du das alles zeitlich und finanziell gewuppt?
Ich habe dank Axel Reese, der von Anfang an an mich geglaubt hat, ab dem ersten Tag Sponsoren gehabt. Er hat mich damals in das NPU-Team aufgenommen, was mir natürlich sehr half. In den letzten 15 Jahren habe ich trotz aller Kosten dennoch immer Gewinn gemacht.

Anfang der 90er fuhrst du bereits deine ersten Regatten mit: Was waren die größten Unterschiede zu heute?
Es gab damals den GWSA Cup. Nur Wave und Slalom standen da auf dem Programm. Erst einige Jahre später kam es zum Zusammenschluss des Eurofunboardcups und der GWSA. Wir fuhren anfangs mit reinem Slalommaterial Kursrennen, wobei die größten Segel 6,5 Quadratmeter hatten. Etliche Events vielen aufgrund des hohen Windlimits aus. Nur die super gesponsorten Fahrer kamen sehr schnell mit Prototypen von Lorch und Thommen daher. Die Abstände auf dem Kurs waren dementsprechend riesig.

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