Windsurfer mit Gewissen - Florian Jung im Portrait

Windsurfer mit GewissenFlorian Jung im Portrait

Als Contest-Maschine ist Florian Jung nicht bekannt. Aber kein Weltklasse-Windsurfer engagiert sich so für soziale Projekte und den Umweltschutz wie der 32-Jährige Waverider aus Saarbrücken.

von Lars Niggemeyer
Wer kann schon von sich behaupten, schmelzende Eisberge und die Müllteppiche im Atlantik mit eigenen Augen gesehen zu haben? Flo Jungs Windsurf-Karriere beginnt eigentlich durch einen Zufall. Beim Getränkeholen stolpert Flo in der Garage seines Onkels über ein altes, verstaubtes HiFly-Board. Sein "erstes Mal" findet wie bei vielen Binnenländern erst einmal auf einem See statt: Dem Stockweiher bei Strassburg. Flo lernt Windsurfen und ist direkt Feuer und Flamme. Nach und nach findet er heraus, dass bei ihm in Saarbrücken sogar eine Segelfirma sitzt: Gun Sails. Zwei Jahre lang arbeitet er in den Ferien im Lager und spart sein Taschengeld. Sein Ziel? Das Windsurf-Mekka Maui, Wiege des Waveridings und Heimat des legendären Robby Naish. Sieben Monate besucht er die von Levi Sivers Eltern geführte Maui Ocean Academy, eine Schule für hochbegabte junge Windsurfer. Morgens stehen vier Stunden Unterricht an, danach geht es bis abends an den Strand. Sein Zimmer teilt er sich mit Robby Swift und Alex Mussolini - zwei Windsurfer, die heute zur absoluten Wave-Elite gehören. Die Jungs pushen sich gegenseitig und steigern ihr Windsurf-Level in kurzer Zeit enorm. Seine Schule in Saarbrücken unterstützt den exotischen Plan: "Wenn du die entsprechenden Noten hast, wenn du wieder zurück bist, kannst du ganz normal weiter machen", heißt es.
Windsurfer mit Gewissen - Florian Jung im Portrait
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Auf Maui trifft man sehr viele Leute. So habe ich dann auch meine ersten Sponsoren gefunden. Das war mein Einstieg in das Profigeschäft. Step by step ging es langsam weiter und ich bin bis heute bin ich dabeigeblieben.

Zurück in Deutschland macht Flo sein Abitur zu Ende und erfüllt damit seinen Teil des Deals mit dem alten Besitzer von Gun Sails, Eberhard von Osterhausen. Durch die Arbeit im Lager und dadurch, dass das Saarland nicht gerade von Windsurfern überbevölkert ist, lernen sich die beiden schnell persönlich kennen. Von Osterhausen erkennt Flos Motivation und sein Talent. Sein Vorschlag: "Wie wäre es wenn wir eines Tages mal etwas zusammen starten? Vorher will ich aber dein Abiturzeugnis sehen!" Nach der Zeugnisverleihung fährt Flo direkt zu Gun Sails, um von Osterhausen zu sagen, "dass er jetzt auch liefern muss!" Der Traum eines jeden Nachwuchs-Windsurfers? Mal eben während der Schule nach Maui abhauen, sein das Level auf Profi-Niveau pushen nach dem Abi direkt dicke Sponsorverträge absahnen?
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Erst einmal war das natürlich kein Millionenvertrag! Es hat einfach mit einem Ticket nach Maui angefangen, sodass ich bei dem Photoshoot dabei sein konnte. Dann nach und nach hat man gesehen, dass das mit der Zusammenarbeit ganz gut klappt,was sich dann über die Jahre gesteigert hat. Inzwischen bin ich seit über zehn Jahren bei Gun unter Vertrag.

Zehn Jahre, in denen es Jung weltweit auf die Cover von unzähligen Magazinen schafft. Sein Fokus liegt nicht unbedingt darauf, möglichst viele Contests mitzusurfen, sondern eher auf Travelstorys und darauf, möglichst krasse Fotos zu produzieren. Bei anderen Sponsoren wäre er damit falsch. In der Industrie zählen oft nur Contest-Ergebnisse. Flo versucht jedoch seinen eigenen Weg zu gehen.

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