Save Middles: Cold Hawaii in Gefahr?

Cold Hawaii in Gefahr?Save Middles

Wind- und Kitesurfer stellen sich gegen die geplanten, gigantischen Windkraft-Anlagen direkt am Surfspot "Middles" in Hanstholm.

von Lars Niggemeyer
Hinter dem dänischen Hafenstädtchen Hanstholm liegt Nordeuropas wahrscheinlich bester Windsurfspot. Die Spots "Fischfabrik", "Hamborg" und dazwischen "Middles" bilden zusammen mit dem Worldcup-Austragungsort Klitmøller, Nørre Vorupør und Agger das sagenumwobene Cold Hawaii. Middles ist für viele dabei der wichtigste Anlaufpunkt. Die meisten atlantischen Tiefdruckgebiete ziehen für die Deutsche Küste zu weit nördlich durch, in Cold Hawaii und besonders in Middles gibt es dafür dann wie am Fließband gute Windsurfbedingungen für Waverider jeden Kalibers. Vom Wave-Einsteiger bis zum Worldcup-Profi findet hier jeder einen Platz für sich. Neben den dänischen Locals sind deswegen auch immer viele Anhänger der deutschen Wave-Szene vor Ort. Bei nordwestlichen Windrichtungen mutiert Middles zum absoluten Weltklassespot. Viele Windsurf-Profis zählen Middles zu ihren Lieblingsspots. Spätestens durch André Paskowskis Film "Minds Wide Open", in dem er dem Spot mit Fahrern wie Kauli Seadi, Marcilio Browne, Ricardo Campello, dem amtierenden Weltmeister Victor Fernandez und natürlich Philip Köster ein Denkmal gesetzt hat, wurde Middles zu einem Spot von Weltruf.
Save Middles: Cold Hawaii in Gefahr?
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Damit könnte es jedoch bald vorbei sein. Die schon vorhandenen, direkt am Strand stehenden, vier Windkraftanlagen sollen abgerissen werden und durch drei deutlich größere Windräder ersetzt werden. Aus vier 525kW-Turbinen sollen drei 4,3-Megawatt-Turbinen werden. Die neuen Windräder sind mit 90 Metern mehr als doppelt so hoch (inklusive Rotor 150 Meter), der Rotor-Durchmesser steigt von bisher 41 auf 126 Meter. Das dreifache! Damit kann mehr als sechs mal so viel grüner Strom wie bisher für die unmittelbar ansässige Industrie produziert werden.

Droht die Zerstörung von Nordeuropas Top-Spot?
Bei der Planung solch großer Windkraftanlagen sind viele Faktoren zu beachten. Schattenwurf, Lärmverschmutzung und die "Verschandelung" der Landschaft sind regelmäßig die kritischen Knackpunkte, wenn es in die Auseinandersetzung mit den Anwohnern (und Ferienhausbesitzern) geht. Die Gemeinde Thisted musste das natürlich berücksichtigen und hat die dafür geltenden Grenzwerte eingehalten. Zwei von den drei geplanten Windrädern sollen deswegen auch an den Standort der alten Turbinen gestellt werden. Potentiell katastrophal ist jedoch die Planung der Gemeinde, das dritte Windrad direkt an den vorderen Teil des Dünenparkplatzes zu stellen - in die unmittelbare Nähe von Middles. Die Sorgen der Wind- und Kitesurfer sind groß: Zerstört die gigantische Windkraftanlage den gleichmäßig ankommenden Wind am dänischen Top-Spot? Wird aus dem konstanten Zug im Segel ein nerviges Stop-and-Go? Wird man in Middles dann überhaupt noch im Gleiten über die Brandungszone kommen?
Save Middles: Cold Hawaii in Gefahr?
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Es gibt viele Surf-Spots, deren Belüftung von Bauprojekten unbrauchbar gemacht wurden. Klassisches Beispiel sind Hotel-Burgen, die zum Beispiel auf den Kanaren direkt in Luv von Surf-Spots errichtet wurden, die vom Passatwind abhängig sind. Aber auch schon die zu hohe Bebauung des Ufers kann stören. Ein dann entstehender Luv-Stau sorgt dafür, dass der Wind je näher man dem Ufer kommt, immer weiter abnimmt. Am Brandenburger Strand auf Sylt lässt sich das bei allen auflandigen Windrichtungen hervorragend beobachten.

Ganz so schlimm wird es mit den in Hanstholm geplanten Windkraftanlagen wohl nicht kommen. Die Anlagen werden für Surfer erst bei ablandigem bis schrägablandigem Wind zu potentiellen Spaßbremsen. Schon bei Sideshore-Wind ist nicht mehr von einer Beeinflussung der Bedingungen in der Brandungszone auszugehen. Die Side- und Side-On-Bedingungen werden also dieselben bleiben. Viele Waverider lieben jedoch gerade die Side-Off-Bedingungen - die perfekte Windrichtung zum Wellen abreiten. Bei Südwest- bis West-Winden fliegen die Abwinde der Anlagen direkt über die Brandungszone. Zum einen bieten die verminderte Windstärke und zum anderen die Turbulenzen hinter den Rotoren Anlass zur Sorge. Innen schwächerer, böiger und drehender Wind sind im Segel schließlich deutlich spürbar und beim Wellen-Abreiten ein echtes Ärgernis.

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