Lennart Neubauer im Interview: „Freestylen ist zu 80% Kopfsache“

Lennart Neubauer im Interview„Freestylen ist zu 80% Kopfsache“

von Willem Trahn
Du sagst, dass du immer noch Kontakt zu deinem Mentaltrainer hast, wie können wir uns das denn vorstellen?
Wir arbeiten in der sogenannten Sportpsychologie einfach an mentalen Techniken, die einem dann im Endeffekt im Wettkampf helfen können. Das ist vor allem im Freestyle wichtig, da es meiner Meinung nach zu 80% Kopfsache ist. Nach den ganzen Events in Genf, Sylt etc. bin ich auch erst mal für 10 Tage wieder nach Österreich, um das Ganze mental besser zu verarbeiten.

Erst ein geteilter letzter Platz in der Hinrunde und dann „nur“ auf dem sechsten Platz in der Endwertung. War das ein unglücklicher Einzelfall oder gab es klare Fehler, aus denen du lernen konntest?
Die Frage habe ich mir am Abend auch gestellt (lacht). Also das war 100% mein Fehler. Ich war nicht genau bei der Sache. Ich hatte vergessen, Spaß zu haben und ich war vor allem voll auf einen möglichen negativen Ausgang fokussiert. Zudem kamen einfach 1000 Dinge zusammen in dem Heat, vor allem war ich aber auch einfach nervös, was eigentlich grundlos war, da ich ja nichts zu verlieren hatte. Dadurch, dass ich im EFPT Wettbewerb so gut gefahren war, habe ich nicht wie sonst diese Underdog-Mentalität nutzen können und stattdessen einen Druck zum Performen gespürt. Als ich dann am Ende gegen Jacopo (Jacopo Testa, Anm. d. Red.) ausgeschieden bin, war ich halt auch echt müde und bin deswegen trotzdem happy mit meiner Leistung.
Lennart Neubauer im Interview: „Freestylen ist zu 80% Kopfsache“
Lennart Neubauer im Interview: „Freestylen ist zu 80% Kopfsache“
Lennart Neubauer im Interview: „Freestylen ist zu 80% Kopfsache“
Was nimmst du daraus mit nach Sylt?
Das war eine supergute Lehre und viel Auswirkung hat das Ergebnis in Fuerte auch nicht. Ich weiß jetzt halt, wie ich am besten fahren kann und das ist eben mit Spaß an der Sache antreten. Ich bin deswegen dankbar für die Erfahrung, obwohl es besser hätte laufen können und probiere Sylt mehr zu genießen.

Bei den momentan fast täglich über 20 Knoten Wind und einer traumhaften Flachwasserlagune hast du natürlich super Voraussetzungen zum Freestylen. Aber ist das die richtige Vorbereitung auf die Bedingungen auf Sylt oder suchst du dir bewusst Spots mit mehr Chop raus?
Ich war extra vor zwei Wochen auf Mykonos, um am Ftelia Beach zu trainieren, weil die Bedingungen da relativ ähnlich wie auf Sylt sind. Weil da aber leider kein Wind war, musste ich auf einen anderen Spot auf der Insel ausweichen. Dennoch konnte ich dann 10 Tage lang an einem Spot trainieren, wo der Wind eher onshore und somit ähnlich wie auf Sylt ist. Zu Hause fahre ich dann gern außerhalb der Lagune zum Trainieren. Das ist so ein bisschen wie Bonaire, für die, die es kennen, also außerhalb hat man da dann schon mal zwei bis drei Meter Welle. Ich denke daher, dass ich da schon die optimale Vorbereitung für Sylt habe.
Lennart Neubauer im Interview: „Freestylen ist zu 80% Kopfsache“
Lennart Neubauer im Interview: „Freestylen ist zu 80% Kopfsache“
Lennart Neubauer im Interview: „Freestylen ist zu 80% Kopfsache“
Dürfen wir uns auf neue Tricks für Sylt freuen, oder setzt du darauf, die bereits bestehenden zu perfektionieren?
Neue Tricks sind bei den Bedingungen auf Sylt eher schwer. Ich hoffe, dass wir wie letztes Jahr starken Sideshore-Wind haben. Das wäre dann optimal. Ich denke aber mal, dass wir wieder Onshore-Wind mit starken Shorebreak haben werden, weswegen es dann eher auf konstante Heats mit gewohnten Tricks ankommt.

Du bist ja mittlerweile auch kein Anfänger mehr bei den PWA Events. Wie siehst du selber deine Chancen? Ist es möglich, deinen Erfolg bei der EFPT in Österreich nun auch beim World Cup umzusetzen oder ist der erste Platz bei der starken Konkurrenz dann doch ein wenig hochangesetzt?
Da ich ja ein Jahr ausgesetzt habe, habe ich mich anfangs noch immer sehr fehl am Platz gefühlt. Als ich dann aber die ersten Events gegen Yentel oder Steven (Yentel Caers und Steven van Broeckhoven, Anm. d. Red.) gefahren und sogar gegen Jacopo (Jacopo Testa, Anm. d. Red.) gewonnen habe, hat es mir gezeigt, dass ich genauso wie die eine Chance auf den Sieg habe. Ich habe zwar noch nicht so viel Erfahrung wie die, aber unerfahren bin ich nach dem vergangenen Jahr auch nicht mehr, daher denke ich schon, dass ich eine gute Chance auf den Sieg oder zumindest auf eine gute Platzierung habe.

Ich danke dir für das Gespräch. Viel Erfolg auf Sylt.

Fotos: PWA/John Carter, EFPT/Merlin Libicky

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