Weltrekordjagd in Namibia: Gunnar Asmussen im Interview

Gunnar Asmussen im InterviewWeltrekordjagd in Namibia

Gunnar Asmussen, der DWC Sieger im Slalom, ist gerade bei der Lüderitz Speed Challenge auf Weltrekordjagd. Wir haben ihn nach seinen ersten Runs interviewt.

von Ingo Meyer
Die ersten drei Tage auf dem Kanal liegen jetzt hinter dir. Wie war's?
Andy und ich konnten uns schon einfahren. Sonntag war der bisher windigste Tag. Immerhin gab's schon mal 30 bis 35 Knoten! Da hat man schon gesehen, dass der Kanal gutes Potenzial hat. Roberto Hoffmann, der auch für das Team Germany hier ist, hat sich direkt erstmal seine Finne zerschossen, weil in der Start-Area noch viele Steine herumlagen. Die wurden jetzt Gottseidank entfernt. Wir sind alle drei Kanal-Neulinge und es ist wichtig, dass man ein Auge für den Kanal bekommt.



Was hat dich auf die Idee gebracht in die Weltrekordjagd mit einzusteigen?
Andy Laufer hat sich für die Lüderitz Speed Challenge angemeldet und das hat mich irgendwie auch motiviert. Wir hatten im Mai 2016 in La Franqui eine geile Speedsession zusammen und jede Menge Spaß dabei. Das Event startete bereits am 26.10. und endet am 27.11.17. Andy und ich sind die letzten 3 Wochen am Start und werden versuchen, alles rauszuholen.

Du warst diese Jahr auch schon in Deutschland auf einem Priel Speeden und hast eine Top-Zeit herausgeholt.
Ganz genau, allerdings nur ein mal. Dafür war der Tag extrem gut, genau auf sowas habe ich seit anderthalb Jahren gewartet. Die Vorhersage war mit 35 bis 60kts sehr gut und auch der Winkel sollte ganz gut passen. Leider hatte ich nur knapp 30 Minuten Zeit und war noch mit ein paar Testruns beschäftigt. Auf der Uhr standen dann aber gleich schon unglaubliche 54kts Topspeed. Ich dachte mir nur: "Wo soll das heute noch hingegen?!" Plötzlich drehte der Wind aber extrem und der ganze Spaß war vorbei. Schade, aber auch so, war es extrem geil!

Wo liegt der Deutsche Rekord, wo der internationale? Kannst du die in Lüderitz brechen?
Der Deutsche Rekord liegt knapp über 50kts und der Weltrekord auf über 53kts auf 500m. Ich habe mir ehrlich gesagt keine Ziele gesetzt, denn man ist extrem von den Bedingungen abhängig. Ich möchte einfach eine Menge Spaß haben und so schnell surfen wie es geht!
Weltrekordjagd in Namibia: Gunnar Asmussen im Interview
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Wer ist vor Ort dein größter Konkurrent?
Der Weltrekordhalter Antoine Albeau und Patrik Diethelm sind leider nicht vor Ort. Trotzdem sind eine Menge schneller Jungs dabei, zum Beispiel Björn Dunkerbeck! Wir werden uns ordentlich pushen und bis ans Limit gehen. Ich denke Dunkerbeck wird sehr schnell sein, aber auch Twan Verseput aus den Niederlanden, oder Andy Laufer. Wir werden sehen.

Was für Material nimmst du mit?
Ich nehme zwei Starboard Speedboards und fünf verschiedene Speedsegel von 5.0 bis 6.2 mit. Verschiedene Speedfinnen, einen asymmetrischen Gabelbaum und sowohl SDM also auch RDM Masten. Also reichlich Material zum ausprobieren.

Wie viel Wind braucht man für einen guten Lauf und wie wahrscheinlich ist es, dass so viel Wind kommt, während du da bist?
40 bis 50kts Wind wäre schon perfekt. Wir sind zur windigsten Zeit hier und haben gute Chancen einen Tag zu erwischen, an dem man sehr schnell fahren kann. Alles andere werden wir dann sehen, denn für Rekorde muss wirklich alles passen. 50kts Wind, aber falscher Winkel und schon geht nichts mehr. Ich bin aber recht zuversichtlich, dass wir ein paar gute Runs hinbekommen.
Weltrekordjagd in Namibia: Gunnar Asmussen im Interview
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Wie ist der Speedkanal in Lüderitz aufgebaut? Wie unterscheidet sich ein Kanal von einem Priel?
Eigentlich nur ein in den Sand gebuddelter Kanal. Allerdings dem Wind angepasst und es gibt auch eine Start und Bremszone. Im Gegensatz zum Priel kannst du die 500m voll pushen, während der Priel meistens nichtmal zu 60% zum Wind passt. Deshalb kann man auf dem Priel auch keine absoluten Topzeiten fahren, denn es passt nie für die ganzen 500m.

Früher soll der Kanal in Namibia für Windsurfer nicht so gut gewesen sein, wie zum Beispiel der in Saintes-Maries-de-la-Mer. Der Winkel soll eher für Kitesurfer gut gewesen sein. Wie sieht das heute aus?
Der Winkel ist extrem wichtig und nur so kann man Weltrekorde fahren. In Lüderitz ist der Wind extrem stabil und der Kurs sehr raum. Auch ist der Kanal nur 8m breit, dadurch baut sich kaum Welle auf, die früher waren drei mal so breit. Wäre die Bucht in Lüderitz, die von 2 Hügeln begrenzt ist, etwas breiter, wären die 55kts für Windsurfer schon gefallen. Das geht dann echt ab. An allen anderen Spots und Kanälen hat es vom Wind nie richtig gepasst und deshalb muss man wohl nach Namibia.



Der Geschwindigkeits-Weltrekord unter Segel wird inzwischen nicht einmal mehr von den Kitesurfern gehalten, sondern von einem Ufo-ähnlichen Segelboot namens Vestas Sailrocket. Ganze 65,45 Knoten legte das Boot auf den Strip. Kannst du dir vorstellen da mit Windsurf-Material irgendwann mal hinzukommen?
Das ist natürlich extrem schnell, aber warum nicht? Ich denke nicht, dass es mit dem heutigen Material möglich ist, dafür sind wir einfach zu weit weg, aber warum nicht zum Beispiel mit nem Foil? Vielleicht werden wir sowas in 10 Jahren sehen.

Fotos: Christian Arnold

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