Eine besondere Regatta-Erfahrung: Alpines Tandem-Surfen in den Schweizer Bergen

Eine besondere Regatta-ErfahrungAlpines Tandem-Surfen in den Schweizer Bergen

von Fabian Grundmann
Zurück zur Engadiner Regatta. Früher war der Tandem-Marathon noch der eigentlichen Marathon-Veranstaltung am Silvaplaner See angeschlossen. Aus angeblichen Kostengründen wollte der Veranstalter die Tandems jedoch nicht mehr an der Startlinie sehen. Ohne zu zögern organisierten die Tandem-Locals auf dem Silser See nebenan eine eigene Veranstaltung. Und genau das war unser Ziel: Vor einem grandiosen Bergpanorama auf dem 1800m hoch gelegenen See bei gutem Wind eine Regatta zu surfen.Unsere Reise führte von Kiel und Paderborn aus am Bodensee vorbei über den Julier-Pass. Nicht enden wollende Kurven in der tiefsten Nacht und mit einem fast sechs Meter langen Tandem auf dem Anhänger können nach 12 Stunden Fahrt ganz schön anstrengend sein. Mein Tandem-Partner Philipp Oesterle, eigentlich Fotograf, wollte früher Rennfahrer werden und sauste entsprechend flott die steilen Serpentinen aufwärts, sodass die letzte Etappe bis zum Ziel auf 1800 Metern Höhe in Windeseile absolviert wurde. Als wir dann nach einer eisigen Nacht aus dem Zelt krochen, erstreckten sich vor uns die markanten Schweizer Berge und ein riesengroßer, kristallklarer See.
Eine besondere Regatta-Erfahrung: Alpines Tandem-Surfen in den Schweizer Bergen
Eine besondere Regatta-Erfahrung: Alpines Tandem-Surfen in den Schweizer Bergen
Eine besondere Regatta-Erfahrung: Alpines Tandem-Surfen in den Schweizer Bergen
Pünktlich zur Mittagszeit setzte der thermische Maloja-Wind ein. Innerhalb von 15 Minuten wechselte die Wasseroberfläche von spiegelglatt zu schaumkronenbedeckt. Kurze Zeit später standen Philipp und ich mit unserem Lechner TD 580 Tandem und dem 9,5er Segel an der Startlinie. Nervosität und Hektik herrschten im Gedränge bis der unüberhörbare Startschuss durch das Tal knallte und sich alle Teams auf den Weg zur Luvtonne machten. Mit ausgefeilter Technik wendeten wir unser Tandem fast auf dem Punkt, sodass wir knapp als drittes Board die erste Bahnmarke erreichten. Ein schier endloser Downwind-Slalom-Kurs war dann zu bewältigen. Mit Volldruck im Segel und viel höherem Tempo als erwartet, ballerten alle Zweimaster um die Tonnen. Zugegeben, eine durchgeglittene Racejibe ist mit diesen Boards nicht möglich, aber unsere fast durchgeglittene Powerhalse übertrifft sicherlich die Durschschnittshalse am Wulfener Hals auf Fehmarn.
Eine besondere Regatta-Erfahrung: Alpines Tandem-Surfen in den Schweizer Bergen
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Eine besondere Regatta-Erfahrung: Alpines Tandem-Surfen in den Schweizer Bergen
Als Vorschoter bin ich dafür verantwortlich, das Segel dicht zu halten und bei einem Manöver als erster zu shiften. Der Hintermann, bei uns also Philipp, ist für das Steuern zuständig. An der letzten Tonne in Lee bereiteten wir uns für die lange Zielkreuz vor. Also Schwert ins Wasser, mein Segel mit der Mastschiene etwas nach vorne schieben, den Frachter auf die Kante stellen und damit auf Amwindkurs bringen. Und wer meint, Kreuzen sei langweilig, der wird auf einem Tandem eines Besseren belehrt! Als Vorschoter steht man zeitweise fast komplett in der Luft, das Tempo und der Amwindwinkel sind enorm und bei einer Wende fühlt man sich, wie in einer Achterbahn, so schnell zieht der Bug durch den Wind. Die Zielkreuz ist bei fast 25 Knoten Wind richtig anstrengend. Unsere stärksten Konkurrenten, die Coldobella-Brüder und Toni Stadler und Christoph Liese, jagten uns nach Luv. Jeder versuchte taktisch noch den letzten Vorteil rauszuholen. Endlich im Ziel angekommen, feierten Philipp und ich unseren ersten Wettfahrtsieg.

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