Défiwind - die ultimative Herausforderung

Andy Laufer berichtet von dem verrücktesten Windsurfrennen der WeltDéfiwind - die ultimative Herausforderung

von Andy Laufer
So eine Durchsage beim Skippersmeeting habe ich mein Leben noch nicht gehört: Bitte bleiben Sie am Land. Es war schwer zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch was zu sehen. Flugsand überall, umgestürzte Fahnenmäste und viele Einheimische mit Skibrillen, wichtigstes Utensil für meinen nächsten Défiwind. Die Herstellerboxen am Strand waren bis auf die von Neil Pryde / JP nicht mehr besetzt und nach ca. 20 Minuten kam dann die erlösende Durchsage von Frank-Yves: In Narbonne fliegen aktuell die Bäume durch die Luft, auf der Bahn bis zu 70 Knoten Windgeschwindigkeit! Aus Sicherheitsgründen müssen wir den Countdown annullieren! Würde ich behaupten, dass ich mich über die Ansage nicht gefreut hätte, würde ich lügen.

Jetzt hieß es umziehen und Essen. Ich setzte mich zu meinem guten Bekannten und Indoor Legende Erik Thieme. Er erzählte mir stolz, dass ihn sein 15-jähriger Sohn Jimmy das erste Mal im Lauf überholt habe und das letzte Rennen als 37. vor ihm beenden konnte. Auch Cédric, der Sohn von Patrice Belbeoc'h ging an den Start und wurde gesamt 108.
Défiwind - die ultimative Herausforderung
Défiwind - die ultimative Herausforderung
Défiwind - die ultimative Herausforderung
Skippersmeeting am Samstag um 10 Uhr. Wie immer über 45 Knoten schon am Startboot, Böen wieder bis 60 Knoten an der ersten Tonne. Wir fahren wie am Vortag einen verkürzten Lauf. Kurz bevor ich aufs Wasser gehe, entscheide ich mich, meine kleinste Finne (31cm) von C-Fins ins Board zu schrauben. Die Finnen der kleinen Custom-Schmiede von Richard Guliewicz sind für ihre gute Kontrolle bekannt.

Ich merke schon beim Aufspringen auf das Board, dass ich nun schon eingefahren bin. Kein Schleudersturz mehr kurz nach dem Aufsteigen, alles fühlt sich wie gewohnt und wie früher an, als die Boards noch deutlich kleiner waren. Heute stimmt die Windrichtung perfekt und wir können Halbwind Richtung Tonne fahren. Ich kann jederzeit ohne Probleme Vollgas geben, auch im Chopp ein supergeiles Gefühl wenn alles passt.
Défiwind - die ultimative Herausforderung
Défiwind - die ultimative Herausforderung
Défiwind - die ultimative Herausforderung
Dieses Mal erwische ich allerdings keinen guten Start, wie immer war mein Countdown auf der Uhr eingefroren und ich verschätze mich etwas in der Zeit. Aber ich weiß, dass ich nun schnell unterwegs bin, sehr schnell. Schon an der ersten Tonne bemerke ich, dass ich wohl unter den Top 15 sein muss, Hammer! Im weiteren Verlauf fliege ich buchstäblich an namhaften PWA Fahrern vorbei, ich merke, dass nun alles passt. Die Trapeztampenposition, die Finne, der Segeltrimm und vor allem das Trapez, was mir den Rücken stützt. Die Tonne 2 und 3 kann ich an 6. Position umrunden! Ich kann es kaum glauben, so schnell war ich noch nie im Vergleich zur Weltspitze!
Allerdings verspüre ich bei der letzten Halse ein leichtes Knacksen im Frontstück meiner Wave Gabel. Ich kenne das Geräusch, genau so hört sich eine Carbon Gabel an, bevor sie bricht. Nur noch ins Ziel kommen, etwas Gas rausnehmen und ganz nah am Strand fahren, höchstens 5-10 Meter von der Strandkante entfernt. Das funktioniert noch etwa 3 Kilometer. Bei ca. 35 Knoten Geschwindigkeit zerreißt es erst meinen Gabelbaum, dann mich. Leider auch das geliehene Segel von Philip. Mitten in der Pampa bei konstanten 55 Knoten Windgeschwindigkeit. Und jetzt? Der 6. Platz ist futsch, scheiß drauf, aber wie komme ich wieder zurück? Am Strand steht zufällig ein Speedfahrer, der zum Zuschauen gekommen war. Er fragt mich höflich auf Französisch, ob alles Ok sei. Ich antwortete mit einer Gegenfrage: Kann ich mir Ihre Gabel kurz ausleihen? Ich fahre zurück an den Strand, hole mir eine Ersatzgabel. Normalerweise hätte ich mit dem Rettungsboot zurück müssen. Das hätte eine Ewigkeit gedauert und das Material würde erst gegen späten Abend eingesammelt. So ist das Ergebnis futsch, aber ich spare jede Menge Zeit und Anstrengung.

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