Markus Rydberg - Worldcuper mit Nebenjob

Worldcuper mit NebenjobMarkus Rydberg im Porträt

von Fritz Lüders
Vorm Ausprobieren neuer Moves schaut er sich vorher bevorzugt jede Menge Videos an und probiert das Prozedere der Rotation zu verinnerlichen. Außerdem sucht er öfters das Gespräch mit Leuten, die diesen oder jenen Trick bereits beherrschen. Nach dem letzten Tipp heißt es dann jedoch: rausgehen und ausprobieren. Manchmal, wenn der Wind schon im 3,7er ordentlich Druck veranstaltet, kommt auch Markus nicht um die Protektoren herum. "Denn die Crashes machen ja nun mal auch Spaß und sehen manchmal genauso gut aus", lacht er. Vor einiger Zeit lernte er jedoch auch die Schattenseite der Stürze kennen. Gut sieben Jahre ist es her, als er seine Knie nach einem überrotierten Forward so stark verdrehte, dass es ihn fast zwanzig Monate außer Gefecht setzte. Selbst solche Rückschläge hielten den Kampfsportler nicht davon ab weiterzumachen und sein großes Ziel zu verfolgen: Windsurfprofi zu werden.
Markus Rydberg - Worldcuper mit Nebenjob
Markus Rydberg - Worldcuper mit Nebenjob
Markus Rydberg - Worldcuper mit Nebenjob
Da Markus Rydberg vergangenes Jahr keine feste Platzierung im PWA Ranking hatte, musste er sich stets durch die Trials in das Mainevent kämpfen. Obwohl dies für einen Windsurfer mit seinem Level eigentlich ein Klacks sein sollte, scheiterte er 2015 in den Vorrunden häufig undenkbar knapp. Nicht selten mit einem Punkt Rückstand. Das sind dann die Momente, wo auch der stets gut gelaunte Rydberg Frust spürt. "Ich liebe Wettbewerbe, aber ich hasse es, wenn es schlecht läuft", zwinkert er. Contests und Freesurfen sind für den ambitionierten Waverider zurzeit noch zweierlei Brot. "Ich muss auf jeden Fall lernen mich in den Heats wohler zu fühlen. Außerdem muss ich einfach in Zukunft mein Können während der Wettbewerbe abrufen." Gerade bei den Trials ist die Fehlertoleranz gleich null, da niemand eine zweite Chance erhält. Das Motto lautet also: Go big or go home.

"Sich sicher fühlen, rausgehen und alles geben, ist glaube ich mein Schlüssel zum Erfolg." Dass Rydberg das Zeug hat, unter den Top-Fahrern mitzumischen, weiß auch er selber nur zu gut. Vielmehr ist es eine Kopfsache, die ihn bisher von seinem Glück fern hielt. Hinzukommend sieht er die Gestaltung der Heats als Knackpunkt. Wie soll man auch seine besten Moves zeigen, wenn man nicht die passenden Wellen in den zwölf Minuten findet? Als Vorwurf an das Regelwerk meint der Tourneuling dies jedoch auf keinen Fall. Vielmehr möchte er selber probieren in einer möglichst kurzen Zeit das Maximum an Punkte-bringenden Tricks rauszuhauen. "Nein, nein, ich finde die Regelung von zwölf bis vierzehn Minuten grundsätzlich gut. Es hängt natürlich in gewisser Weise immer von den Bedingungen ab, aber meistens ist diese Zeit ja auch vollkommen ausreichend." Bei noch längeren Heats, zum Beispiel wie es bei der World Surf League (WSL) der Fall ist, befürchtet Rydberg, dass es weniger nach einem Wettbewerb und mehr nach Freesailing aussieht. Die Spannung, der Nervenkitzel und auch die nötige Erfahrung würden bei zu ausgelatschten Runs verloren gehen. "Man muss halt technisch smart sein!", meint auch der Schwede. "Es gibt ein paar Jungs, die es am besten machen und deswegen auch zurecht gewinnen." Gänzlich überzeugt ist er nebenbei von dem Head Judge: "Duncan Coombs macht einen hervorragenden Job."
Markus Rydberg - Worldcuper mit Nebenjob
Markus Rydberg - Worldcuper mit Nebenjob
Markus Rydberg - Worldcuper mit Nebenjob
Um sein großes Ziel zu erreichen, einmal in die Top-Ten zu kommen, hat Markus Rydberg sicherlich noch ein paar Hürden zu nehmen. Wirklich zweifeln, dass ihm auch das eines Tages gelingen wird, tun jedoch die wenigsten. Zu häufig hat das Kämpferherz bisher bewiesen, dass er dort hinkommt, wo er es sich seine Ziele gesteckt hat. Obwohl er nicht in das typische Raster eines Nachwuchssurfers passt, ist mit Rydberg die nächsten Jahre ohne Frage zu rechnen. Großen Druck macht er sich dennoch auf keinen Fall: "Es wäre natürlich schon toll, wenn alles klappt und ich das ganze Jahr Windsurfen gehen könnte. Außerdem wäre es interessant zu sehen, was passiert, wenn man es Vollzeit macht. Aber auch so bin ich schon unendlich froh darüber, die vielen Reisen machen zu dürfen." Nicht nur in seiner schwedischen Heimatstadt Varberg weiß jeder, dass sich dieser Mann schon irgendwie - im wahrsten Sinne des Wortes - durchboxen wird. "Chancen, mit dem Windsurfen in Zukunft Geld zu verdienen, sehe ich schon. Wenn ich weiter hart trainiere, werde ich mein Ziel, meinen Traum eines Tages erreichen. Das ist auf jeden Fall das, wofür ich hart arbeite."

Fotos: Mikael Linder, Christer Holm, Jesper Holm, Jose Pi-a, PWA /John Carter

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