Windsurfer mit Gewissen - Florian Jung im Portrait

Windsurfer mit GewissenFlorian Jung im Portrait

von Lars Niggemeyer
Ich glaube im Endeffekt ist es entscheidend, was für eine Medienpräsenz ein Fahrer hat. Die erreicht man auch, wenn man mal etwas anderes macht als der klassische Profi, der Worldcups fährt und ansonsten bei den Photoshoots in die Kamera lächelt. Ich habe Windsurfen immer auch als Chance gesehen, kreative Projekte umzusetzen. Ob das eine Story über Namibia oder Alaska ist, oder auch mal ein Film. Wenn man eine Art von Symbiose findet, dass die Projekte den Sponsoren auch etwas bringen, ist das eine super Sache. Man entwickelt sich immer weiter, lernt neue Sachen. Dementsprechend kann ich den Spaß an der Sache auch nicht verlieren. Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich wäre in den letzten Jahren jährlich monatelang nach Pozo gegangen und hätte da nur Doubles und Backloops trainiert, dann würde ich heute, glaube ich, gar nicht mehr windsurfen. Meine Projekte sind sozusagen ein Ausgleich zu den Contests. Im Endeffekt macht es natürlich auch viel Spaß sich im Wettbewerb zu messen, und es ist ein schönes Gefühl, wenn man erfolgreich Ergebnisse abliefern kann - auch wenn ich davon nicht so viele habe (lacht). Aber es ist auf der anderen Seite auch schön, stetig an seinen Herausforderungen zu wachsen. Ob das jetzt eine Expedition ist, die man im nebenbei plant, oder ob man ein Filmprojekt startet. Jeder ist anders und das ist mein Weg. Bis jetzt hat das auch sehr gut funktioniert!
Windsurfer mit Gewissen - Florian Jung im Portrait
Windsurfer mit Gewissen - Florian Jung im Portrait
Windsurfer mit Gewissen - Florian Jung im Portrait
Gerade unter den Worldcuppern gibt es wohl wenige Windsurfer, die so viele unterschiedliche und exotische Länder bereist haben wie Flo Jung. Ihm geht es um den gewissen Mix: In Tasmanien versucht er perfekte Spots zu finden und surft dann in Down-the-Line-Conditions nur für sich selbst. Dabei entsteht natürlich auch das ein oder andere Foto, aber letztendlich geht es um die pure Freude am Windsurfen. Das ist ihm ein wichtiger Ausgleich zum Training. Es gibt aber auch Phasen, wie auf den Kanaren, bei denen sich Jung auf die Contests vorbereiten muss.

"Da geht es darum, dass man sich täglich steigert, sich gewisse Ziele setzt und wirklich auch fokussiert surft. Moves lernt, die man sich vorher vorgestellt hat und man dann im Contest später natürlich auch zeigen will. Im Endeffekt ist das Freesurfen ein Ausgleich, der mir extrem wichtig ist. Auf der einen Seite geht es mir um das Entdecken von neuen Kulturen - aber andersherum ist mir auch das Pushen, diese Art von Entwicklung die man nur vor einem großen Wettkampf hat, wichtig. Man muss sich immer neue Ziele setzen."
Windsurfer mit Gewissen - Florian Jung im Portrait
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Flo Jung ist der mit Abstand engagierteste Windsurfer was wohltätige Projekte und den Umweltschutz angeht. Jeder, der mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht man hier und da auch Ungerechtigkeiten. Jung ist es aber ein persönliches Anliegen, auch ein Stück weit etwas daran zu ändern. Dabei belässt er es nicht bei simplen Dingen, wie zum Beispiel dem Parkwächter in Kapstadt ein bisschen mehr Trinkgeld zu geben, oder ihn auch mal zum Essen einzuladen. Schon sein erstes wohltätiges Projekt ist größer angelegt: In Kapstadt lernen Jung und seine Freundin Flüchtlinge kennen, die unter einer Brücke schlafen. Ihre Geschichte motiviert sie, mit ihnen einen Job zu suchen - aber ohne Papiere und ohne Arbeitserlaubnis keine Chance! Kurzerhand kreieren sie einfach einen Job: Er gründet den gemeinnützigen Verein "MonCoeur". Eine Familie in einem Township von Kapstadt und inzwischen auch Flüchtlinge in Hamburg produzieren die MonCoeur-Armbänder, welche dann in Deutschland verkauft werden. Der Erlös fließt an eine Schule bei Kapstadt. MonCoeur wächst seit acht Jahren stetig, inzwischen gibt es zusätzlich auch ein Projekt in Äthiopien.

"So ein Projekt ist natürlich viel Arbeit und es lenkt einen ab, aber es ist ein schönes Gefühl, auch etwas zurückzugeben."

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