Tipps für den Gebrauchkauf: Der WINDSURFERS-Guide zu Second-Hand-Material

Tipps für den GebrauchkaufDer WINDSURFERS-Guide zu Second-Hand-Material

von Lars Niggemeyer
Darauf solltest du achten
Bei Segeln ist weniger das Baujahr, mehr der Zustand des Monofilms (des durchsichtigen Teils des Segels) entscheidend. Monofilm hat eine Halbwertszeit, jedes Aufbauen, jeder Sturz, jede Session, jede Stunde in der Sonne und jeder Monat im Keller nagen an der Haltbarkeit. Zum Glück kann man den Zustand des Monofilms recht gut auf Fotos einschätzen. Finger weg, wenn der Monofilm milchig und deswegen schlecht durchsichtig, stark geknittert ist oder nur noch von Panzer-Tape zusammengehalten wird. Ein solches Segel kann bei jedem Sturz reißen und nichts macht weniger Spaß als mit dem einem zerfledderten Segel, dem einzigen in der richtigen Größe, am Strand zu stehen. Je nach Baujahr und Zustand des Monofilms richtet sich auch der Preis. Zwischen 80 und 300 € ist hier alles möglich. Auch Segel, bei denen das Hauptfester ausgetauscht wurde, sind durchaus fahrbar! Der vom Segelmacher neu eingesetzte Monofilm ist regelmäßig dicker und widerstandsfähiger als der von Werk aus. Als extrem feinfühliger Windsurfer wirst du jedoch wahrscheinlich einen leichten Unterschied zum Original merken. Wenn dir solche Feinheiten schnuppe sind, lassen sich so richte Schnäppchen machen.
Tipps für den Gebrauchkauf: Der WINDSURFERS-Guide zu Second-Hand-Material
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Masten
Das Thema Mast ist für viele Windsurfer ein Buch mit sieben Siegeln. Das liegt auch ein wenig an der fehlenden Aufklärung der Industrie, wozu man jede Mast-Länge in vier Carbon-Anteilen, zwei Durchmessern und im Zweifel auch unterschiedlichen Biegekurven braucht. Am einfachsten ist es zunächst, die passende Mast-Länge zum Segel eurer Wahl herauszufinden. Meist steht diese schon direkt auf dem Segel selbst, ansonsten orientiert ihr euch an Länge des „Luff“, also des Vorlieks. Zusammen mit der Einstellung der Verlängerung, die unten im Mast steckt, muss der Mast die Länge des Vorlieks ergeben. Masten gibt es in 30 cm Abstufungen (370 cm, 400 cm, 430 cm, 460 cm usw.), Verlängerungen haben meist diese 30 cm Länge. Für ein Segel mit 407 cm „Luff“ braucht ihr also einen 400er Mast, den ihr unten mit einer auf 7cm eingestellten Verlängerung ausstattet. Spannend wird es, wenn die Segel ein Vario-Top besitzen oder so gebaut sind, dass sie auf zwei Mast-Längen passen. Hat das Luff eine Länge von 430 cm, könnt ihr meist sowohl einen 430er Mast als auch einen 400er Mast mit 30 cm Verlängerung benutzen. Der einzige Unterschied: Mit dem längeren Mast fühlt sich das Segel deutlich straffer an, was besonders für schwerere Windsurfer interessant ist. Hat das Segel ein Vario-Top, kann man eigentlich zu lange Masten verwenden. Ein Segel mit 422 cm Luff kann man so ohne Probleme mit einem 430er Mast fahren. Wir raten jedoch davon ab, den Mast weiter als 10 cm oben aus dem Topp herausschauen zu lassen. Das Segel wird dadurch einfach zu steif.
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Durchmesser, Carbonanteil, Biegekurve
Besonders aus dem Thema Biegekurve kann man eine Wissenschaft machen. Fakt ist: Nur ein perfekter Mast holt alles aus deinem Segel heraus. Perfekt bedeutet in diesem Fall, dass dein Mast dem Mast, der bei der Entwicklung des Segels vom Segelmacher genutzt wurde, gleicht. Das ist jedoch utopisch. Auf Nummer sicher gehst du, indem du dir einen Mast der Marke kaufst, von der auch dein Segel (oder bestenfalls dein Segel-Set) stammt. Sonst lassen sich jedoch (fast) alle Segel unproblematisch auf Constant-Curve-Masten fahren. Diese liegen genau in der Mitte der auf dem Markt erhältlichen Biegekurven. Die einzigen Segel, bei denen wir ausdrücklich davon abraten, den Mast eines Fremdherstellers zu verwenden, sind die Segel der Firma Neilpryde. Deren Firmenpolitik sah schon immer wie folgt aus: Wer ein Neilpryde-Segel fahren will, muss auch einen Neilpryde-Mast verwenden. Andersherum raten wir auch davon ab, Neilpryde-Masten für Segel anderer Hersteller zu verwenden. Was den Durchmesser angeht, würden wir uns für alle Segel unter 7 qm nie wieder einen SDM (Standard Diameter Mast) kaufen. Skinny-Masten (RDM - Reduced Diameter Mast) haben die Segel-Technologie im Windsurfen um Lichtjahre nach vorne gebracht. Auch wenn es auf dem Gebrauchtmarkt unfassbar günstige SDMs gibt - nehmt lieber etwas mehr Geld in die Hand und kauft euch einen Skinny-Mast. Selbst alte Segel bekommen dadurch eine um Welten bessere Performance in allen Bereichen verpasst. RDMs machen einen so großen Unterschied, dass sogar der blutigste Anfänger die Vorteile auf dem ersten Meter merkt. Was den Carbonanteil eures neuen Skinnys angeht, sind 30% für den normalen Gebrauch als Freizeit-Surfer genug. Wenn ihr das nötige Kleingeld habt, ist auch ein 75% Carbonmast ein schönes Gimmick. Je höher der Carbon-Anteil, desto leichter ist der Mast. Zusätzlich reagiert er in Böen schneller und effizienter. Von 100%-Masten sollte man als Hobby-Surfer jedoch die Finger lassen. Sie müssen wie ein rohes Ei behandelt werden und brechen trotzdem deutlich schneller. Der Performance-Gewinn im Vergleich zum 75%er bewegt sich währenddessen im einstelligen Prozentbereich. Das ist das Vermögen, was man selbst für einen gebrauchten Vollcarbon-Mast noch bezahlt, nicht wert.

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